Am 01.01.1940 wurde der SV Constantin Herne aus der Taufe gehoben. Das Vereins und Spiellokal war damals wie heute „Haus Voss“. Die Gruppe Constantin gründete sich aus Spielern des Schachvereins Sodingen und wurde selbstständige Ortsgruppe im K.d.F. – Schach. 15 Mitglieder waren bei der Gründungsveranstaltung anwesend. Um welche Mitglieder es sich im Einzelnen handelte, ist heute leider nicht mehr nachvollziehbar. Zum Ortsgruppenleiter wurde Berthold Repons, zum Kassierer Alfred Pfeiffer, zum Spielleiter Heinrich Feldmann und zum Schriftführer Wilhelm Stückemann gewählt. Am 18.02.1940 nahm man erstmalig an den Kreismeisterschaftsspielen teil. Der Kampf Constantin – Herne Mitte wurde mit 6 ½ : 3 ½ Punkten gewonnen. Am 22.03.1940 veranstaltete Constantin Herne ein Blitzturnier, das Heinrich Feldmann als Sieger hervorbrachte. 1941 wurde der Constantiner Lemke Gaumeister. Vom 22. – 29.11.1942 nahm Lemke an der „Deutschen Meisterschaft“ teil und belegte den 14.Platz. In den letzten Kriegsjahren wurde der Spielbetrieb eingestellt, da mehrere Spieler das Vaterland verteidigten. Nach dieser Spielunterbrechung lud der Vereinsführer, B. Repons , Kassierer H. Pfeiffer, Spielleiter F.Garzarek und Schriftführer W. Stückemann. Am 13.02.1949 veranstaltete Constantin Herne ein Kanevalsfest. Im Jahre 1952 stieg Constantin ab. Anno 1952 wurde auf der Generalversammlung der Vereinswirt , Walter Voss , als Dank für seine Verdienste , um den Schachverein Constantin Herne , zum 1. Ehrenvorsitzenden ernannt. Im Jahre 1952 wurde ebenfalls der Wiederaufstieg geschafft. Im Jahre 1953 befand sich Constantin in einer Krise. Die Auflösung des Vereins konnte buchstäblich in letzter Sekunde verhindert werden. Im Jahre 1954 übernahm Max Bretschneider als 1. Vorsitzender das Ruder beim SV Constantin Herne. Der bisherige Vorsitzende B. Repons stellte sich aus Gesundheitsgründen nicht mehr zu Wahl. Er wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Die Aufzeichnungen, die dem Chronisten zur Verfügung standen, enden mit folgender Eintragung: 16.11.1955 : |
Constantin : Springer Castrop II | ||
Kempa R. | Manderscheid | ½ : ½ |
Rother | Saleta | 1 : 0 |
Bönnemann | Gieschen | 1 : 0 |
Maluck | Franke | 1 : 0 |
Weitschat | Müller | 1 : 0 |
Rohrbach | Riedel | 1 : 0 |
Kempa P. | Engelage | 1 : 0 |
Dzikowski | Großstück | 0 : 1 |
Ergebnis: 6 ½ : 1 ½ |
Unsere 2. Mannschaft mußte gegen Unser Fritz am 27.11.1955 eine 7 : 1 Niederlage hinnnehmen. 1958 erzielte die 2. Mannschaft den Aufstieg zur A-Klasse (siehe Fotografie). |
Im Jahre 1959 wurde der Aufstieg zur Verbandsklasse erreicht.
Aus dieser Zeit liegt folgendes Spielergebnis vor: |
Constantin Herne : SC Aljechin |
||
Kempa R. | Maresch | 0 : 1 |
Bönnemann | Wichert F. | 1 : 0 |
Kempa F. | Becker Helm. | 1 : 0 |
Rother | Stach | 1 : 0 |
Maluck | Fronda F. | 1 : 0 |
Unk | Rybka R. | 1 : 0 |
Krenz | Fronda W. | 0 : 1 |
Rohrbach | Mark | 0 : 1 |
====== | ||
5 : 3 |
Zwei Jahre später gelang es erstmalig im Schachbezirk Herne den Vierer – Pokal zu gewinnen. Im Jahre 1970 wurde eine Fusion mit dem SC Herne 19 durchgeführt, da sich dieser Verein in personellen Schwierigkeiten befand. Der Vereinsname lautete nun „SV Constantin Herne 19“. Der Spielbetrieb wurde die erste Zeit in zwei Spiellokalen aufrechterhalten. Erfolge stellten sich auch wieder ein und der Aufstieg in die Verbandsliga wurde 1972 geschafft. Die Spielsaison 1972/73 ist die erfolgreichste Zeit des Vereines gewesen, sondern sogar den zweiten Platz der Tabelle, nach Abschluss dieser Saison, inne hatte. Aus den Aufzeichnungen der Generalversammlung vom 20.01.1974 ist der weitere Verlauf des Spielbetriebes zu entnehmen. Den Vorsitz des Vereines hatte Günter Brettschneider inne. Es wurde festgestellt, dass aufgrund des Abganges von fünf Spielern aus der oberen Spielklasse die 1. Mannschaft aus der Verbandsliga zurückgezogen werden musste. Die 2. Mannschaft stand auf einem sicheren Mittelplatz, die 3. Mannschaft hingegen an letzter Stelle. Weiter geht aus den Aufzeichnungen hervor, dass der Spielbetrieb „ bei Wagner“ fast völlig zum Erliegen gekommen war, was den Beschluss nach sich zog, den Spielbetrieb in diesem Lokal einzustellen. Im Jahre 1975 spielte die 1. Mannschaft wieder in der Verbandsliga. Jedoch konnte man an die früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen, da eine Schwächung von innen heraus durch den Abgang vieler guter Spieler in die benachbarten Vereine die Leistungsfähigkeit beeinträchtigte. Bis 1980 hatte sich der Spielbetrieb dann auf niedrigere Spielklasse konzentriert, wobei das Vereinsleben mehr in den Mittelpunkt gelang. Beispielhaft dafür, war die Vereinsfeier zum 40 Jährigen Bestehen, die mit zahlenmäßig großer Beteiligung der Ortsansässigen Vereine sowie der Angehörigen, zu einem großen Familienfest avancierte. Die weitere Vereinsgeschichte bis zur Gegenwart verlief eher spielerisch bescheiden und ruhig. Dafür reifte das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Spielern und die Vereinsziele haben sich auf die Basis eines harmonischen Miteinanders orientiert. Herbert Zydek
Soweit zur Chronik des Schachvereins SV Constantin Herne.Im Folgenden kann man noch etwas über den Constantiner Vereinsabend und die Geschichte des Schachspiels lesen.
Der Vereinsabend Der"echte Constantiner Schachspieler" richtet während der Woche seine Gedanken auf den Freitagabend aus. Dann hat er wieder Gelegenheit, mit seinesgleichen seiner Spielstärke bei einem Damengambit oder bei einem Froms Gambit zu testen. Ab ca. 18.00 Uhr treffen die Mitglieder nach und nach ein. Die Bretter werden aufgeklappt, die Figuren aufgestellt und die Schachuhren in Position gebracht. Das Spiel kann beginnen. Schnell haben sich Spielpaare gebildet, so daß man dem geliebten Schachspiel nachgehen kann. Aber nicht nur Schach wird an diesen Abenden gespielt. So manches mehr oder weniger tiefgründige Gespräch wird durchgeführt, und zwar nicht nur über das schwarz-weiß karierte Brett mit seinen 32 Figuren.
Die Geschichte des Spiels Die heutigen Schachhistoriker sind sich darin einig, daß das eigentliche Schach - mit einigen Unterschieden zu den heutigen Regeln - um 500 n. Chr. im Nordwesten Indiens seinen Ausgang nahm und sich von dort in alle Himmelsrichtungen ausbreitete. Dafür spricht auch, daß die Grundstellung der Schachfiguren dem damaligen indischen Heer entsprechen: "In der Mitte steht der König, daneben der Oberbefehlshaber (damals der Wesir, heute die Dame), rechts und links die Elefanten, die Pferde, die Wagen und das Fußvolk davor". Das moderne Schach ist in fünfzehnhundertjähriger Entwicklung um die ganze Erde gewandert. Dabei flossen Regeln, Symboliken und viele nationale und kulturelle Eigenarten östlicher und westlicher Kulturen in das Spiel ein. Vermutlich ist das Schach von indischen Händlern und Soldaten nach Persien gebracht worden. Der Name "Schach" leitet sich vom persischen Wort "Schah" - König - ab. Die Epoche des Aufstiegs der arabischen Wissenschaften war auch die erste Blütezeit des Schachspiels. Mathematiker, Mystiker, Mediziner und Meister aller Klassen stürzten sich auf das neue Spiel wie auf eine Fundgrube wunderbarer Geheimnisse. Die ersten Schachmeister verdienten ihr Brot am Hofe. Mediziner empfahlen das Spiel als psychiatrisches Heilmittel. Mit speziell verschriebenen Spielstilen wollten die Ärzte den Charakter beeinflussen und Krankheiten heilen. So sollten Melancholiker durchgeplanten Spielstrategien folgen, während sich Phlegmatiker vor allem Schematismus zu hüten hatten. Das Spiel unterlag nach dem Urteil der islamischen Religionshüter nicht dem Spielverbot der 5. Sure Vers 92 ff, was erstaunt, da manch ein Dichter sogar in Schachmetaphern gegen das Bilderverbot verstieß und den Schachspieler Gott gleichsetzte: "Die Welt ist ein Schachbrett, Tag und Nacht geschrägt, Das Spiel wurde geduldet, wenn Zum Durchbruch verhalf der Schwiegersohn Mohammeds dem Schach im Jahre 632: Er sagte: "Es ist nichts Unrechtes am Schach. Es hat mit Krieg zu tun." Ein Ausspruch der die Entstehungslegenden konterkariert aber vor dem Hintergrund der damaligen kriegerischen Unternehmungen zur Befreiung der "Ungläubigen" verständlicher wird. Der Erfolg des Schachs ging in Arabien Hand in Hand mit der Verbreitung der Dichtkunst. Schach als Thema hielt Einzug in die Literatur. Liebeskunst und Schachkunst lagen eng beieinander, und nicht selten endete eine Schachpartie zwischen Mann und Frau im Bett. Die Liebeskunst stand wohl doch über der Schachkunst -wie auch im Mittelalter das Liebesschach zu einem Leitmotiv der Minne wurde. Im Vergleich zum heutigen dynamischen Schach war das Spiel damals viel langsamer. Die Bauern konnten auch mit dem ersten Schritt nur ein Feld vorrücken; die ‚Powerdame‘ von heute war ein kleiner Wesir der nur einfache Schrägschritte machen konnte. Die Läufer durften auf ihrer Diagonale nur auf das übernächste Feld springen, allerdings auch über Figuren hinweg. Die Rochade war unbekannt. Der zähe Verlauf führte zur Entwicklung der "Tabiyas": das sind aktive Eröffnungsstellungen, die beiden Spielern eine spiegelbildliche Ausgangsstellung gaben, die nicht der Grundstellung entsprach. Nach Europa kam das Spiel durch die die Iberische Halbinsel erobernden Araber im 8. Jahrhundert. Orient und Okzident standen sich keineswegs ständig unter Waffen gegenüber. Es gab regen kulturellen Austausch, der von der Kirche nicht nur gutgeheißen wurde. Die erste Erwähnung des Schachspiels in Europa findet sich auf einer Geschenkeliste des Emir von Cordoba im Jahr 1010. Das Spiel fand schnell Verbreitung in der Oberschicht. Die Einordnung des Schachs seitens der Kirche fiel zwiespältig aus. Die Belege reichen von schachspielenden Bischöfen bis zum Verbot des Schachs durch den Trierer Bischof im Jahr 1310, da er befürchtete, daß Schach ein Suchtmittel sei. Am beliebtesten war das Spiel bei Rittern. Bereits im 11. Jh. gehörte es neben Reiten, Schwimmen, Schießen, Ringen, Vogelfang und Saitenspiel zu den sieben Künsten der Ritter. Im Gegensatz zu den anderen Ritterkünsten war Schach ein Zimmersport für Winterabende und schlechtes Wetter. Spätestens gegen Ende des 13. Jh. hatte sich das Schach vom Hofe bis in die Hinterhöfe durchgesetzt. Da die Kritiker des Spiels einsahen, daß ein Verbot wirkungslos bleiben müsse, wurde das Spiel geduldet. Den Sinneswandel - vom Kontra zum Pro - in der mittelalterlichen Kirche hatte vor allem die sogenannte "Schachmoral" bewirkt, die in mehreren Büchern gepredigt wurde. Diese Werke sahen einen Zusammenhang zwischen dem Wirken der Schachfiguren und menschlichem oder gar göttlichem Tun. Ein Abbild der göttlichen Weltordnung war das Schach für den im 13 Jh. in Bamberg lebenden Hugo von Trimberg: "Diese Welt gleicht einem Spielfeld, denn wie das Schach hat sie Könige, Grafen, Ritter, Richter und Bauern. Und ganz so führt Gott mit uns sein Spiel durch. Wer sündigen Gedanken nachhängt, dem bietet der Teufel stets Schach und setzt ihm die Seele matt, falls er sich nicht gut zu schützen weiß." Über die Spielweise des Schachs im Mittelalter ist weniger bekannt als über die allegorischen Spielarten und Spielereien der Ritter und Minnesänger mit dem Schach. Die Spielregeln machten das Spiel träge und ein Matt sehr schwer. So wurde der "Beraubungssieg" eingeführt: Die Partie galt als verloren, wenn der König ohne "Gefolgschaft" auf dem Brett stand. Die Zähigkeit im Spielaufbau förderte das Interesse an Schachproblemen und die Suche nach Mattbildern. Um das Spiel wieder interessant zu machen, mußten die Regeln geändert werden. Zu dieser Zeit waren vor allem in Italien und Spanien immer neue Gangarten der Figuren ausprobiert worden. Damals herrschten in verschiedenen Gegenden Europas unterschiedliche Regeln. Trafen sich zwei Spieler mußten sie sich - wie heute noch die Doppelkopfspieler - auf gemeinsame Regeln einigen. Wann und wo genau die neuen Regeln in Kraft traten, liegt genauso im Dunkeln wie die Geburt des Schachs. Während der Schachhistoriker van der Linde den "Gedankenblitz eines genialen Schachspielers" vermutet, legt Joachim Petzold in seiner Schach-Kulturgeschichte überzeugend dar, daß das Spiel sich im 14. und 15. Jh. parallel mit der geschichtlichen Entwicklung in Europa und der ganzen Welt verändert hat. Ob tatsächlich die Erfindung der Artillerie und die entfernungsüberwindenden Fahrten der portugiesischen und spanischen Seefahrer die neue Langschrittigkeit der Schachfiguren inspiriert haben, mag dahingestellt bleiben, sicher ist sie aber ein Ausdruck des neuen weltbeherrschenden Tempos. Die Untertanen des Königs wurden gestärkt und somit auch der König selbst. Die Dame wurde zur brettbeherrschenden Figur (Die Kirche versuchte übrigens diese Tatsache auf den Marienkult zurückzuführen)! Dank der neuen Regel erlebte das Schach ab dem 15.Jh. eine zweite Blüte. Es war ein schnelles, dynamisches Spiel geworden. Das Mattsetzen wurde jetzt einfacher, der Beraubungssieg abgeschafft und die Rochade erfunden. Pattstellungen galten jetzt als verlorenes Spiel und nicht mehr als remis. Ende des 15. Jh. führten die neuen Regeln, nach denen schon ein Fehler in der Eröffnung die ganze Partie entscheiden konnte, zu einem Boom an Schachbüchern. In ihnen kamen die Theoretiker zu Wort, die die Eröffnungslehre zu einer Wissenschaft machten, die sie bis heute geblieben ist. Als einer der größten Autoren sei hier der Spanier Ruy Lopez erwähnt. Er galt in damaliger Zeit als Meister seines Fachs. Die Weiterentwicklung der Theorie zeigte jedoch, daß Lopez eher eine ästhetische als eine wissenschaftliche Einstellung zum Schachspiel hatte. Die unangefochtene Schachmetropole des 18. Jh. war das berühmte ‚Café de la Régence‘ in Paris. Im Jahr 1740 begann hier der Aufstieg des 14jährigen Fancois Philidor. Er war Musiker und Schachspieler. Seine Opernkompositionen konnten die Familie nicht ernähren. In späteren Jahren reiste Philidor als Berufsspieler zwischen England und Frankreich hin und her, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Namhafte Persönlichkeiten spielten im Café gegen Philidor: Voltaire war ein schlechter Verlierer und gab sich nach dem Matt unkontrollierbaren Wutausbrüchen hin. Rousseau klagt in seinem Buch "Confessions" mehrmals über die Frustrationen, die er als schwacher Spieler und hoffnungsloser Lehrling immer wieder erlitt. Diderot war regelmäßig Gast im Régence. Auch Napoleon und Benjamin Franklin versuchten sich hier. Philidor war einer der ersten "Analytischen Schachbuchautoren". Seine Schwäche bestand allerdings in einem gewissen Dogmatismus, mit dem er Faustregeln des Schachs zu verabsolutieren suchte. Trotz der Kritik an Philidors manchmal übertriebener und einäugiger Dogmatik gilt sein Werk über den systematischen Aufbau der Partie und die Bedeutung der Bauern noch heute als Credo eines tiefen Schachverständnisses. Philidor verband nicht nur Musik und Schach, seine Freundschaft mit Rousseau und Diderot sowie mit Benjamin Franklin verweist auf die Nähe zu Philosophie und Wissenschaft. Gottfried Wilhelm Leibniz pries das Schach als "Übung der Denkfähigkeit und der Erfindungsgabe: Wir müssen nämlich überall dort, wo wir uns der Vernunft bedienen, eine ausgearbeitete Methode zum Erlangen des Ziels haben". Die pendelartige Gegenbewegung zum analytisch-systematischen Schachverständnis ließ nicht lange auf sich warten. Das romantische Schach war ein Spielstil, der sich nicht um den strategischen Aufbau einer Partie kümmerte, sondern vom ersten Zug an auf "Matt" spielte. Das Opfer spielt hierbei eine zentrale Rolle: Dem romantischen Ideal des "Einzigwahren" zu folgen entsprach einem "draufgängerischen" Stil mit atemberaubenden Opferkombinationen, bei denen oftmals nur die zum Mattsetzen nötigen Figuren auf dem Spielbrett verblieben. Der berühmteste Romantiker war der Breslauer Mathematiker Adolph Anderssen. Mit ihm erreichte die romantische Epoche ihren Höhepunkt. Er war der Mann, der nicht nur die originellsten und elegantesten Kombinationen fand, sondern auch damit gewann. Der feinsinnige Mathematiker und Lehrer benutzte das Schwermaterial seiner Figuren hauptsächlich dazu es sich wegnehmen zu lassen und gleichzeitig die tödlichen Mattzüge vorzubereiten. Mit der Schönheit seiner Partien begeisterte er nicht nur Anhänger und Zuschauer, sondern auch seine Gegner. Kieseritzky war 1851 von seiner Niederlage in der "Unsterblichen Partie" so beglückt, daß er die Partie Freunden und Bekannten immer wieder vorspielte, als wäre sie sein großes Werk. Und das war sie ja auch, da seine Spielweise Anderssen zu seinen Kombinationen inspirierte - wenngleich ungewollt. Die "Unsterbliche" und die 1852 gespielte "Immergrüne" Partie sind die spektakulärsten Partien der romantischen Epoche, sie sind die unübertroffenen Juwelen, die "Sonette" (Fernando Arrabal) der Schachgeschichte.
Anderssens Stil ließ sich aber nur gegen "mitspielende" Gegner gewinnbringend durchsetzen. Gegen den Amerikaner Murphy und den Deutschen Steinitz hatte er keine Chance. Ihr Spielstil sann auf die Schwächung des gegnerischen Lagers und trieb die "Schwächefeldanalyse" weiter voran. Zu Steinitz noch eine Anekdote: Während einer telegraphischen Fernschachpartie zwischen New York und Rio wurde er vom amerikanischen Geheimdienst verhaftet, da dieser den Code "e2 - e4" für die Geheimsprache eines Agentenrings hielt. In den 20er Jahren gibt es im Schach ähnlich wie zuvor in der Musik mit Schönberg und in der Physik mit Heisenberg Tendenzen zur "Hypermodernität". Der Tscheche Réti gilt als Expressionist im Schach. Nimzowitschs Stil ist der modernste in den 30er Jahren. Er war ferner bekannt für seine Kopfstände während zahlreicher Turnierpartien.
(c)2008 by SV Constantin Herne 1940 e. V. |